Hochschule Reutlingen
25.06.2024

Reutlinger Studentin erhält Kunstpreis auf Kreta

Das Weben hat in Reutlingen eine große Tradition. Katerina Nakou, Design-Studentin am TEXOVERSUM der Hochschule, greift diese Handwerkskunst auf, um sie in einzigartigen Projekten neu zu interpretieren. Vergangene Woche erhielt sie auf Kreta den Kunstpreis der griechischen Mamidakis-Stiftung für eine übergroße, auf dem Webstuhl gewebte Komposition.

Foto: G.&A. Foundation ©

Design-Studentin Katerina Nakou verwebt handgefertigte Garne und kulturelles Erbe zu einem preisgekrönten Kunstwerk.

37 Meter schreitet man an der textilen Installation entlang und spürt die darin verflochtene künstlerische Idee, die die Betrachtenden auf eine Reise durch die Geschichte eines großartigen Handwerks mitnimmt. Drei Monate lang erschuf Katerina Nakou ein großformatiges Kunstgebilde, das seit Mitte Juni in einer Dauerausstellung in Agios Nikolaus auf Kreta zu sehen ist. Ermöglicht wurde diese Arbeit vor Ort durch die G. & A. Mamidakis Foundation, die Nakou den jährlichen Kunstpreis verlieh, der mit einem Stipendium über 12.000 Euro verbunden ist. „Katerina’s „The Resilient Thread“ zeichnet sich durch Originalität, Kreativität und den Bezug zum diesjährigen Thema „Pflege des kulturellen Erbes“ aus“, würdigt Yota Dimitriou, Direktorin der Stiftung, die Preisträgerin bei der Eröffnung der Ausstellung.

Nakous Kunstwerk besteht aus acht übergroßen, auf dem Webstuhl gewebten Kompositionen aus Garnen und handgefertigten Kordeln, die dekorative Elemente hervorheben. Damit führt sie die fast vergessene Kunstform der „Passementerie“ wieder ein, ein kompliziertes textiles Handwerk, das für seine detaillierten und ornamentalen Randverzierungen bekannt ist. Die Studentin recherchierte dafür Motive und verschiedene Webtechniken in historischen Textilarchiven, u.a. in dem der Hochschule sowie im österreichischen Haslach. In ihren Arbeiten interpretiert sie traditionelle Muster und Techniken neu, vergrößert sie und stellt sie damit in den Mittelpunkt. Die mit Draht stabilisierten Schnüre verflechten sich, bilden Wege und fügen sich in ein größeres Ganzes ein. „Es unterstreicht, wie wichtig es ist, das empfindliche Gleichgewicht von Individualität, Unterschiedlichkeit und Einheit zu pflegen und zu bewahren“, heißt es im Katalogtext zur Ausstellung. Der „resiliente Faden“ steht somit für unsere Fähigkeit als Individuen und Gemeinschaften, Krisen und Veränderungen nicht nur standzuhalten, sondern gemeinsam zu gestalten.

„Durch dieses Projekt konnte ich mich tief vertraut machen mit der Technik der Passementerie. Ich habe sogar eigene Herstellungsmethoden entwickelt, mit denen dieses Handwerk wiederbelebt und nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Mode oder im Interieur-Design integriert werden kann“, resümiert Nakou die intensive Zeit als Stipendiatin. 

„Ich bin sehr beeindruckt von ihrer Idee und der Art der Umsetzung. Es ist schon sehr anspruchsvoll, Künstlerisches mit Textilem zu verbinden und Katerina schafft dies auf eine hervorragende Art!“, freut sich Prof. Henning Eichinger, der die Studentin aktuell in ihrem Master Design betreut. „Dieser Preis und ihr Erfolg im letzten Jahr mit „Interwoven“ in der Kunsthalle Heilbronn zeigen, dass die Ausbildung an unserer Hochschule internationale Beachtung findet“, ist Eichinger überzeugt und stolz zugleich.

Katerina Nakous künstlerische Reise begann vor sechs Jahren mit ihrem Studium Fashion und Textil Design an der Hochschule Reutlingen: „Bei einer Präsentation des Studiengangs wurde mir plötzlich klar, was ich künftig machen wollte. Seitdem bin ich auf einem Weg des ständigen Lernens. Ich liebe die Herausforderung, meine Kreativität mit verschiedenen Textiltechniken zu verknüpfen und daraus innovative Kunstobjekte zu schaffen.“ In ihrem derzeitigen Studienschwerpunkt „Künstlerische Konzeption“ lernt sie außerdem, zielgerichtet gestalterische Projekte zu realisieren und zu präsentieren. Das Kreta-Projekt dürfte ihr dafür wohl ein „Ausgezeichnet“ verleihen.

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